Seit Montag, 25. Juni, gibt es in Heidelberg den bundesweit ersten Arbeitskreis
(AK) „LaizistInnen in der SPD“. Nach der informellen Gründung des AKs im Mai diesen
Jahres hat der SPD-Kreisverband die Gruppe nun auch offiziell anerkannt. Die Entscheidung
fiel am Montagabend, als sich der Kreisvorstand mit einer klaren Mehrheit für die Einrichtung
des Arbeitskreises aussprach. Damit haben die örtlichen Genossen für ein Novum in der
deutschen Sozialdemokratie gesorgt, denn der Heidelberger AK ist die erste explizit
laististische Gruppierung, die offiziell von einer SPD-Gliederung in Deutschland als Teil der
Partei anerkannt wird. Sprecher der Heidelberger Laizisten ist der Historiker Marc Mudrak.
Das Programm, das der AK bei seinem vorangegangenen Gründungstreffen erarbeitet
hatte, beinhaltet drei Punkte. Erstens will die Gruppe für eine starke und gründliche Trennung
von neutralem Staat und Religionsgemeinschaften werben. Dabei sehen die Laizisten Defizite
im Bildungssektor oder im Arbeitsrecht, wo Kirchen immer noch rechtliche Privilegien
genießen, die oft zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. „Im politischen Laizismus und der
Entwicklung neuer säkularer Wege sehen wir unsere Hauptaufgabe“, sagt Sprecher Marc
Mudrak. Zweitens ist der Arbeitskreis die bisher fehlende Vertretung für Konfessionsfreie
und Atheisten und deren Interessen innerhalb der SPD sowie Ansprechpartner nach außen.
Die Heidelberger Gruppe bemängelt die Dominanz der Religionsgemeinschaften im
öffentlichen Diskurs, etwa über Wertefragen. „Wir wollen die Debatte über gesellschaftliche
Werte und Normen aber nicht den Religionsgemeinschaften überlassen, sondern eine säkulare
Stimme mit einbringen“, sagt Mudrak. Dafür will der Arbeitskreis, drittens, humanistische
und aufklärerische Gegenentwürfe zu speziellen Fragen erarbeiten und für diese als säkulare
Alternative werben.
Volle Rechte auch für nicht-SPD-Mitglieder
Besonders am neuen Heidelberger AK ist auch dessen institutionelle Form. Anders als
bei herkömmlichen Arbeitsgruppen in der SPD können dort auch Interessenten ohne
Parteibuch formlos Mitglied („Unterstützer“) werden und bei den Treffen des Arbeitskreises
über Positionen gleichberechtigt mit abstimmen und die Aktivitäten der Gruppe mitgestalten.
Diese neue Form der Partizipation für Nicht-Mitglieder geht auf die strukturellen Reformen
zurück, die die Bundes-SPD auf ihrem Parteitag im vergangenen Jahr beschlossen hat.
Deutschlandweit handelt es sich in Heidelberg um eine der ersten konkreten Umsetzungen
dieser neuen Gestaltungsmöglichkeiten – und das bei einem auch innerhalb der Partei stark
umstrittenen Thema.
Adrian Gillmann, Landessprecher des laizistischen Gesprächskreises Baden-Württemberg und
selbst an den Gründungsvorbereitungen für die Heidelberger Gruppe beteiligt, gratulierte dem
neuen Arbeitskreis zu seiner Anerkennung. „Die Veranstaltungen sowie die Arbeit vor Ort
haben endlich Früchte getragen und wir bedanken uns für die Unterstützung beim
Kreisverband“, sagte Gillmann.