Kurzbericht aus Hamburg
Seit einem Jahr hat sich eine Gruppe von säkular orientierten Genossinnen und Genossenen gefunden. Ein Vorstoß beim Landesvorstand der Hamburger SPD mit dem Ziel einen Ak (Säkulare/Laizisten o.ä.) einzurichten wurde mit einem Gesprächsangebot beantwortet. Die stellv. Landesvorsitzende und der Schatzmeister wurden zu einem Gespräch mit uns beauftragt. Kern der Ansage kein eigenständiger AK, ohnehin sei die Entwicklung auf Bundesebene mit immer neuen religionsbezogenen Arbeitskreisen der falsche Weg. Wir sollten uns mit dem in Hamburg bestehenden Ak „Kirchen und Religionsgemeinschaften“ (Ak K&R) zusammen und auseinander setzen. Der hatte sich nach allmählich entschlafenem Ak Kirchen vor vier Jahren neu konstituiert.
Auftrag: Den AK so entwickeln, dass er dem Anspruch gerecht wird, sozialdemokratische Antworten auf ethische Zeitfragen zu suchen und sich dabei mit den verschiedensten religiösen, säkularen Strömungen auseinanderzusetzen. Der Bezug auf (einzelne) Kirchen oder Religionsgemeinschaften im Namen von sozialdemokratischen Arbeitskreisen auf Bundesebene sei ohnehin aus Hamburger Sicht problematisch. Hier wolle man diesen Weg nicht mitgehen.
Dieser bei uns akzeptierte Ansatz führte zu zwei Gesprächen mit dem „Vorbereitungskreis“ des AK K&R, um Gemeinsamkeiten auszuloten. Ein Vorschlag unsererseits, als erstes Signal den Ak-Namen in „Religionen und Weltanschauungen“ zu ändern, fiel nicht auf fruchtbaren Boden (noch nicht?). Wir haben uns verständigt, zunächst säkulare Themen in das Veranstaltungskonzept einzubringen.
Ein besonderes Problem (?) Hamburgs ist, dass es bei uns kein durchkonfessionalisiertes Schulwesen wie in anderen Bundesländern gibt, dass der Konfliktpunkt staatliche Religionsfinanzierung aus der Säkularisierungsentscheidung im frühen 19. Jh. (GG Art. 138 (1) in Hamburg keine bedeutende Rolle spielt. Selbst der staatliche Religionsunterricht („R. für alle in evangelischer Verantwortung“, so der genaue Titel in HH) bezieht seit kurzem Juden, Muslime, Aleviten u.a. in die Lehrplangestaltung und auch als Lehrer mit ein – mit dem besonderen Ziel, die Schulklassen im Religionsunterricht nicht nach Konfessionen aufzuteilen. Aber natürlich gibt es auch in Hamburg zahlreiche Privilegien für die beiden Großkirchen. Die jüngsten Mitglieder der Staatsvertrags-Religionen möchten natürlich auch an diesen Segnungen teilhaben.
Die im Stadtstaat dramatisch sinkende Bindung an Kirchen und traditionelle Religionsgemeinschaften ist indes Motiv genug, ausdrückliche säkulare Interessen in der Partei zu artikulieren. Die SPD muss glaubhaft versichern, dass sie die Interessen der nicht-religiösen Mitglieder in Wertefragen in der Partei sich genauso artikulieren lässt, wie derer mit religiösen Bindungen. Immerhin schwur über die Hälfte der Landesregierung ihren Amtseid ohne Gottesbezug.
Wir haben noch einen spannenden Weg vor uns, vermutlich auch einen langen.
Als Hintergrundinformationen sollte festgehalten werden, dass Hamburg seit 2004 Staats – Kirchenvertrags – Bindungen mit der evang.-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche, den Juden, den Muslimen und den Aleviten abgeschlossen hat. Die säkularen Gruppierungen Humanistischer Bund, Giordano-Bruno-Stiftung, Stiftung Geistesfreiheit, Jugendweihe-Hamburg u.a.m. haben sich jüngst zu einem „Säkularen Forum Hamburg“ zusammengeschlossen, um öffentlich eine größere Resonanz zu erreichen( http://www.sf-hh.org/ ).
Ulla Wolfram, Gerhard Lein