Eulen nach Hamburg tragen?

Der Deutsche Humanistentag in Hamburg war aus Sicht der Beteiligten ein Erfolg und auch die „Eule“ der Säkularen Sozis zeigte ihre Federn. Unsere Bundesprecherinnen Ulla Wolfram und Gerhard Lein engagierten sich schon im Vorfeld bei der organisatorischen und inhaltlichen Arbeits des Säkularen Forums Hamburg.

Unser Infostand, bei dem Flugblätter mit Beschlüssen, der provisorische Werbeflyer sowie Plakate präsentiert wurden, erfreute guter Resonanz und sorgte für Gesprächsstoff. Neben einem Beitrag zum Thema „Menschenrechte oder Kirchenrechte“ von Ingrid Matthäus-Maier am Freitag, stellten sich die säkularen Arbeitskreise der Parteien am Sonntag den anwesenden Gästen vor. Es ist sicher, dass dies nicht der letzte Humanistentag gewesen ist, an dem sich die Säkularen Sozis beteiligen. Vielleicht in Zukunft sogar als anerkannter Arbeitskreis in der SPD? Man darf gespannt sein. „Eulen nach Hamburg tragen?“ weiterlesen

Nachlese: Säkularer Islam in Hamburg

6. v.l. Ali Ertan Toprak, daneben Necla Kelek, 1.v.r. Ali Simsek, 3.v.r. Gerhard Lein; (c)Suheyla Kaplan

In Berlin haben sich, während der Deutschen Islamkonferenz im Frühjahr 2019, etwa 10 prominente Personen mit muslimischem Hintergrund zu einer „Initiative Säkularer Islam“ zusammengeschlossen.

Aushängeschild ist u.a. Ali Ertan Toprak, Repräsentant der kurdischen Gemeinschaft Deutschland, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen, seit 2014 CDU – Mitglied und Necla Kelek, deutsche Soziologin und Publizistin tscherkessischer Abstammung. Außerdem gehört zu den Erstunterzeichnern auch unsere Bundessprecherin Lale Akgün.

In mehreren Bundesländern ist die Gruppe in verschiedener Zusammensetzung jetzt unterwegs, um örtliche Netzwerke sowie Vereine zu gründen. „Nachlese: Säkularer Islam in Hamburg“ weiterlesen

Eine säkulare Bewegung für alle? Hamburger Impulse!

Während eines Vortrages mit Diskussion zum Thema KIRCHE und STAAT der SPD Hamburg, Distrikt Groß Borstel, am 17. April, wurden die Stärkung der säkularen Be-wegung in unserer Gesellschaft besprochen. Es ging dabei um eine Bewegung für alle Staatsbürger/Staatsbürgerinnen, die sich keiner oder wechselnden Religionen wie Weltanschauungen zugehörig fühlen können. Unser Bundessprecher Gerhard Lein präsentierte Leitfragen und Antworten, die durchaus der weiteren politischen Arbeit dienlich sind. Der folgende Beitrag übernimmt in angepasster Form, die wesentlichen Gedanken aus dem Protokoll.

Warum eine säkulare Bewegung? Wir haben doch Religionsfreiheit bei uns, und es gibt grundsätzlich eine Trennung von Kirche und Staat!

Wie präsent die institutionalisierten Religionsgemeinschaften (die Kirchen) dennoch in unserer Gesellschaft sind, erleben wir ständig bei Diskussionen/Kontroversen z.B. im Hinblick auf Kindergärten und Schulen, bei der Diskussion um Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe-Begleitung, bei der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus und dem Islam. Ganz aktuell z.B. die Kontroverse um Konfessionszugehörigkeit als Voraussetzung für eine Einstellung in einer kirchlichen Einrichtung. Auch die Lehrverbote für „aufmüpfige“ Vertreter der Kirche wie z.B. Hans Küng sind gut bekannt. Im Zusammenhang eines solchen Umganges mit Kritikern gilt es sinngemäß an einen Ausspruch zu erinnern, der Papst Benedikt, damals noch Präfekt der Glaubenskongregation, zugeschrieben wird: „Der christliche Gläubige sei eine einfache Person. Aufgabe der Bischöfe sei es, diese kleinen Leute vor dem Einfluss der Intellektuellen zu bewahren“!

Die Verzahnung von Kirche und Staat sowie ihre verschiedenen Formen der Durchdringung, sind nicht ohne Blick in ihre komplexe Geschichte zu verstehen. „Eine säkulare Bewegung für alle? Hamburger Impulse!“ weiterlesen

Ein Feiertag für alle: Petition in Niedersachsen, Diskussion in Hamburg

Im Vergleich mit dem Süden der Republik mit 13 (z.T. 14) gesetzlichen Feiertagen, halten es die nördlichen Bundesländer mit 9 freien Tagen eher bescheiden. Das soll sich ändern, denn die Nord-Bundesländer wollen einen weiteren gesetzlichen Feiertag beschließen. Von interessierten Kreisen, nicht nur in der SPD, wurde schnell der Reformationstag ins Spiel gebracht. Das Lutherjubiläum (500 Jahre Reformation) und eine nicht von der Hand zu weisende gesamtdeutsche Reformationsgeschichte werden von den Protagonisten angeführt. Jedoch würde dies einen weiteren religiös begründeten Feiertag bedeuten, dessen Reformationsbezug hinsichtlich der historisch umstrittenen Figur Luthers, wie auch des konfessionellen Zuschnitts bedenklich bleibt.

Argumentationen, die sich auf ein historisches Erbe bezüglich der religiösen Begründung von Feiertagen berufen, vergessen oft, dass gesamtgesellschaftliche Interessen im Vordergrund stehen sollten. Diese Gesamtgesellschaft lässt sich nicht mehr auf eine traditionelle Religion zurückführen, zumal auch zwischen christlichen Religionsgemeinschaften verschiedene Schwerpunktsetzungen in Sachen Feiertagen bestehen. Oftmals sind die landeseigenen Feiertagsgesetze politisch-theologische Eigeninterpretationen, die von imaginierten christlichen Bevölkerungsgruppen ausgehen, ohne dezidiert katholische, protestantische, baptistische, mennonitische oder andere Gruppen gezielt zu kennzeichnen. Das ist einerseits vernünftig, denn es sollen so viele Menschen wie möglich angesprochen werden, aber andererseits wird sich auf ein diffuses „Christentum“ berufen, das unbestimmt verbleibt. Ist das der Sinn von allgemeinen, gesetzlichen Feiertagen? „Ein Feiertag für alle: Petition in Niedersachsen, Diskussion in Hamburg“ weiterlesen

Bericht des Vernetzungstreffens in Hamburg: Der Norden formiert sich

Auf Einladung von unseren Bundessprechern Ulla Wolfram und Gerhard Lein (beide Hamburg) und dem Landtagsabgeordneten Tobias von Pein (Schleswig-Holstein) trafen sich Säkulare Sozis aus dem Norden am 4. Oktober in Hamburg. Themen des Tages waren unter anderem die Vorbereitung des Bundestreffens, eine Beschäftigung mit integrativem Religionsunterricht und das gescheiterte Vorhaben eines Gottesbezuges in der Landesverfassung Schleswig-Holsteins.

Ulla Wolfram stellte die Arbeit des bundesweiten Sprecherkreises vor, in dem sie und Gerhard Lein für den Norden tätig sind. Ein personeller Kontakt für Schleswig-Holstein (SH) wurde angeregt. Hier erklärte John-Hendrik Paulsen aus Handewitt (bei Flensburg) seine Bereitschaft. Des weiteren stellte Ulla die Bemühungen um Unterstützer-Persönlichkeiten für die neugestaltete Homepage der SäkuS vor, für die aus Hamburg Hildegard Jürgens und Dr. Christel Oldenburg gewonnen werden konnten. „Bericht des Vernetzungstreffens in Hamburg: Der Norden formiert sich“ weiterlesen

Säkulare SPD-Aktive in Hamburg

Kurzbericht aus Hamburg

Seit einem Jahr hat sich eine Gruppe von säkular orientierten Genossinnen und Genossenen gefunden. Ein Vorstoß beim Landesvorstand der Hamburger SPD mit dem Ziel einen Ak (Säkulare/Laizisten o.ä.) einzurichten wurde mit einem Gesprächsangebot beantwortet. Die stellv. Landesvorsitzende und der Schatzmeister wurden zu einem Gespräch mit uns beauftragt. Kern der Ansage kein eigenständiger AK, ohnehin sei die Entwicklung auf Bundesebene mit immer neuen religionsbezogenen Arbeitskreisen der falsche Weg. Wir sollten uns mit dem in Hamburg bestehenden Ak „Kirchen und Religionsgemeinschaften“ (Ak K&R) zusammen und auseinander setzen. Der hatte sich nach allmählich entschlafenem Ak Kirchen vor vier Jahren neu konstituiert.

Auftrag: Den AK so entwickeln, dass er dem Anspruch gerecht wird, sozialdemokratische Antworten auf ethische Zeitfragen zu suchen und sich dabei mit den verschiedensten religiösen, säkularen Strömungen auseinanderzusetzen. Der Bezug auf (einzelne) Kirchen oder Religionsgemeinschaften im Namen von sozialdemokratischen Arbeitskreisen auf Bundesebene sei ohnehin aus Hamburger Sicht problematisch. Hier wolle man diesen Weg nicht mitgehen.

Dieser bei uns akzeptierte Ansatz führte zu zwei Gesprächen mit dem „Vorbereitungskreis“ des AK K&R, um Gemeinsamkeiten auszuloten. Ein Vorschlag unsererseits, als erstes Signal den Ak-Namen in „Religionen und Weltanschauungen“ zu ändern, fiel nicht auf fruchtbaren Boden (noch nicht?). Wir haben uns verständigt, zunächst säkulare Themen in das Veranstaltungskonzept einzubringen.

Ein besonderes Problem (?) Hamburgs ist, dass es bei uns kein durchkonfessionalisiertes Schulwesen wie in anderen Bundesländern gibt, dass der Konfliktpunkt staatliche Religionsfinanzierung aus der Säkularisierungsentscheidung im frühen 19. Jh. (GG Art. 138 (1) in Hamburg keine bedeutende Rolle spielt. Selbst der staatliche Religionsunterricht („R. für alle in evangelischer Verantwortung“, so der genaue Titel in HH) bezieht seit kurzem Juden, Muslime, Aleviten u.a. in die Lehrplangestaltung und auch als Lehrer mit ein – mit dem besonderen Ziel, die Schulklassen im Religionsunterricht nicht nach Konfessionen aufzuteilen. Aber natürlich gibt es auch in Hamburg zahlreiche Privilegien für die beiden Großkirchen. Die jüngsten Mitglieder der Staatsvertrags-Religionen möchten natürlich auch an diesen Segnungen teilhaben.

Die im Stadtstaat dramatisch sinkende Bindung an Kirchen und traditionelle Religionsgemeinschaften ist indes Motiv genug, ausdrückliche säkulare Interessen in der Partei zu artikulieren. Die SPD muss glaubhaft versichern, dass sie die Interessen der nicht-religiösen Mitglieder in Wertefragen in der Partei sich genauso artikulieren lässt, wie derer mit religiösen Bindungen. Immerhin schwur über die Hälfte der Landesregierung ihren Amtseid ohne Gottesbezug.

Wir haben noch einen spannenden Weg vor uns, vermutlich auch einen langen.

Als Hintergrundinformationen sollte festgehalten werden, dass Hamburg seit 2004 Staats – Kirchenvertrags – Bindungen mit der evang.-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche, den Juden, den Muslimen und den Aleviten abgeschlossen hat. Die säkularen Gruppierungen Humanistischer Bund, Giordano-Bruno-Stiftung, Stiftung Geistesfreiheit, Jugendweihe-Hamburg u.a.m. haben sich jüngst zu einem „Säkularen Forum Hamburg“ zusammengeschlossen, um öffentlich eine größere Resonanz zu erreichen( http://www.sf-hh.org/ ).

Ulla Wolfram, Gerhard Lein