Anlässlich der Buchpräsentation von Lale Akgüns „Platz da! Jetzt kommen die aufgeklärten Muslime“ (2018), hatten die Säkularen Sozis Frankfurt in Kooperation mit den Ortsvereinen Bahnhof/Gutleut und Gallus in den Saalbau Gallus eingeladen.
Mit organisiert hatte diesen Abend auch der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Abgeordnete aus Frankfurt, Turgut Yüksel.
Lale Akgün stellte die 10 Thesen ihres Buches in den Vordergrund, die sich deutlich für die Unterscheidung zwischen den gläubigen Menschen, die aufgeklärt sein und ihre Religion als absolut ansehen können und den Strukturen wie Institutionen, die dies nicht seien sowie Veränderungen unterlägen, plädierten. Eine Reform und zeitgemäße Interpretation des Islams könnten nur gelingen, wenn die Menschen diese vorantreiben würden, gerade auch die religiösen Menschen, die sich als liberal, demokratisch und weltoffen verstehen. Diese Menschen sind es gerade nicht, die von konservativen Islamverbänden angesprochen werden, geschweige denn sich in diesen organisieren.
Turgut Yüksel gab zu den kursierenden 20% der Musliminnen und Muslime, die in den Islamverbänden organisiert sind, noch einmal 10% dazu, um Familien wie Sympathisant*innen zu berücksichtigen, fragte dann aber, was mit den restlichen 70% der Menschen aus Ländern mit islamischer Religion sei?
All die Türken, Araber, Kurden, Bosnier und Iraner würden als „die Muslime“ unter einen religiösen Identitätszwang gestellt, weil Sie nicht in ihrer Vielfalt wahrgenommen werden. Wer spricht für die privatreligiösen bis säkularen Muslime? Sicher kein Imam der großen Islamverbände, wie Ditib, Zentralrat der Muslime, Islamrat und dem Verband der Islamischen Kulturzentren, der zumeist von Behörden oder Organisationen aus dem Ausland ausgebildet wie bezahlt wird. Yüksel betonte, dass seine 2005 initiierte „Initiative von säkularen und laizistischen Bürgerinnen und Bürgern aus islamisch geprägten Herkunftsländern in Hessen“ versucht hat, auf diese Missstände hinzuweisen.
Beide sprachen sich dafür aus, dass die politischen Parteien gerade diese liberalen bis säkularen Menschen aus muslimischen Ländern oder muslimisch geprägter Kultur stärker wahrnemen und fördern müssen. Es bringt nichts, wenn Parteifunktionäre sich immer bei religiösen Feiern oder Veranstaltungen in Szene setzen, aber nicht für Grund- und Menschenrechte Partei ergreifen, wenn diese verletzt werden. Politische Haltung und politisches Handeln sind gleichermaßen gefragt. Lale Akgün betonte aber auch, dass sich die kritischen bis säkularen Menschen auch engagieren und organisieren müssten, denn Säkularität und eine offene Gesellschaft würden für viel zu selbstverständlich genommen, was sie nicht seien.