Am Dientag den 17. Juli traf sich der Arbeitskreis um unter anderem mit der Philosophiedozentin Brigitta-Sophie von Wolff-Metternich über das Thema „Ethikunterricht – Praxis und Perspektiven“ zu diskutieren. In ihrer Zuständigkeit für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium (EPG) und die Lehrerausbildung am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg hat Frau Wolff-Metternich sowohl die Inhalte als auch die Vermittlung und Didaktik kritisch beleuchten können.
In Anbetracht der Vielfalt der Fächergestaltung wie Ethik in Baden-Württemberg, Lebensgestaltung-Ethik-Religion (LER, Berlin) oder Werte und Normen (WuN, Niedersachsen) gilt es vor allem zu fragen was Anspruch und was Wirklichkeit mit Blick auf die Inhalte bedeuten können. Eine allein kompensatorische und halbherzige Funktion im Schatten des konfessionellen Religionsunterrichtes verkennt das positive Potenzial der philosophisch-ethischen Reflexion, das vor allem aus drei Aspekten besteht: 1. Das Lernen reflexiven und selbstständig-kritischen Denkens, 2. Die Einsicht in die Unmöglichkeit der absoluten Letztbegründung der Standpunkte sowie 3. Die Möglichkeiten eines inklusiven Toleranzbegriffes. Resultierend aus der Kulturgeschichte der Aufklärung wird eine Haltung vermittelt, die sehr wohl Standpunkte entwickeln kann und eine ehtische Haltung als reflexive Handlung vermittelt.
Angebliche Alleinstellungsmerkmale des Religionsunterrichtes wie seinen Transzendenzbezug der ganzheitlichen Zuwendung zum Menschen oder die Entwicklung standortgebundener Toleranz braucht ein ethisch-philosophischer Religionsunterricht nicht zu fürchten. Gegenüber exklusiven Modellen von Toleranzen der jeweiligen Gemeinschaften oder Vorannahmen leerer Ganzheitlichkeit bietet er die konstruktiv-kritische Reflexion von Standpunkten und die Schärfung des Denkens, welches wiederum zu einem relationalen und damit toleranten Handeln führen kann.
Ein „dogmatisches Erbe“ philosophischer Konzepte gleich ob durch Kant, Rousseau, Habermas oder Rorty wird bloß dann problematisch, wenn allein philosophisches Fachwissen und Philosophiegeschichte betrieben werden sollen. Dieser unreflektierten Vermittlung sowie die oft allein quantitative Gestaltung der Inhalte gilt es durch Standards zu begegnen, welche Reflexion, Relation und Toleranz als positive Lernziele wie potenzielle Kompetenzbereiche des Faches gestalten.
Diese philosophisch-ethischen Anregungen nimmt der AK zum Anlass Eckpunkte für ein ordentliches Wahlpflichtfach als Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht zu formulieren. Zusammen mit religionsgeschichtlichem Wissen einer kulturwissenschaftlichen Religionswissenschaft, die an den Universitäten oft ein ähnliches „Stiefkind“ wie das Fach Ethik darstellt, ergeben sich Perspektiven für eine kulturelle wie reflexive Kompetenz in Sachen Religion. Das Ansinnen der grün-roten Koalitionin Baden-Württemberg „Ethik soll neben Religion als Alternative schrittweise ab Klasse 1 eingeführt werden“ versteht der AK in Heidelberg somit als progressiven Arbeitsauftrag.