Über 6 Millionen Menschen sind weltweit im eigenen Land, der eigenen Region oder über die entsprechenden Grenzen hinaus auf der Flucht. Neben Kriegen, Bürgerkriegen und humanitären Katastrophen, sind es vor allem politische wie religiöse Verfolgung, die Menschen dazu zwingen, dass sie ihre Heimat aufgeben und sich in Sicherheit bringen. Oftmals ist hier von verfolgten Minderheiten, religiösen Gruppen, oder eben „den Christen“, „den Muslimen“, „den Hindus“ die Rede, denn von der jeweiligen Mehrheitsreligion oder kulturellen Prägung, wird sogleich auf die entsprechende Identiät geschlossen. Dabei können Flüchtige, beispielsweise aus mehrheitlich islamischen Ländern, gerade aufgrund ihrer nichtreligiösen Orientierung, oder in dem Sinne säkularen Gesinnung, bedroht werden und in Gefahr geraten. Als Regimekritiker, Oppositionelle, Gewerkschafter oder Menschenrechtsaktivisten, stellen sie sich oftmals gegen ein fundamendalistisches wie politisches Religionsverständnis ihrer Heimatländer.
Dieses Engagement gefährdet sie nicht nur in ihren Herkunftsstaaten, denn religiöse Fundamentalisten sowie Strenggläubige können auch speziell in Flüchtlingsheimen oder generell den Gastgesellschaften eine Bedrohung für all diejenigen darstellen, die sich nicht zu einer entsprechend identitären Religionsform bekennen.
Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der „Säkularen Woche der Menschenrechte“ im November, präsentierten Alia Khannum aus Pakistan, Shuruq aus Saudi-Arabien, Yahya Ekhou aus Mauretanien und Mahmudul Haque Munshi aus Bangladesch ihre Erfahrungen als säkulare Geflüchtete.
Praktische Probleme bezüglich der Unterbringung, der Vermittlung von Ansprechpartnern wie auch einer Versorgung, die sich gezielt an Säkulare richtet, verlangen deshalb nach säkular organisierter Flüchtlingshilfe, denn auch „Atheisten helfen“. Hierfür möchte in Deutschland die „Säkulare Flüchtlingshilfe/Atheist Refugees Relief“ mit ihren Vereinen in Köln, Berlin und wohl bald auch in Hamburg sorgen.
Der in Berlin aktive Verein der „Säkularen Flüchtlingshilfe“ sieht sich in der Pflicht darauf hinzuweisen, dass Apostasie gerade in islamischen Ländern ein Fluchtgrund ist, Geflüchtete wiederum automatisch als Muslime wahrgenommen und Konflikte zwischen Religiösen und Nichtreligiösen von Ämtern wie Behörden regelmäßig ausgeblendet werden.
Wir Säkularen Sozis unterstützen das Anliegen der Flüchtlingshilfe und folglich auch den folgenden Spendenaufruf des kürzlich gegründeten Berliner Vereins:
Säkulare Geflüchtete sind auch in Deutschland nicht sicher
Viele religionsfreie Geflüchtete machen die Erfahrung, dass die Gefahr, vor der sie geflohen sind, immer noch besteht. In den Flüchtlingsunterkünften gibt es immer wieder fundamentalistische Muslime, die Apostasie für ein schweres Vergehen halten. Hier haben es Religionsfreie besonders schwer, weil sie auffallen – beispielsweise durch ihre Kleidung, ihr Essen oder weil sie nicht an religiösen Festen und Ritualen teilnehmen. Wenn sie auf engstem Raum mit fundamentalistisch-religiösen Menschen zusammenleben müssen, werden religionsfreie Geflüchtete häufig bedroht und müssen schlimmstenfalls sogar um ihr Leben fürchten – wie in ihrem Herkunftsland.
Die Freiheit religiös oder nicht-religiös zu leben, ist Grundlage pluralistischer Gesellschaften. Menschen, die sich zu ihrer Säkularität bekennen und dafür in ihren Herkunftsländern oder durch religiöse Gruppen bedroht sind, leisten somit einen entscheidenden Beitrag zur Verwirklichung eines gesellschaftlichen Pluralismus. Sie verdienen Schutz und eine dauerhafte Bleibeperspektive. Eine andere haben sie nicht!
Um diesen säkularen Geflüchteten zu Seite zu stehen hat sich nicht nur in Köln, sondern nun auch in Berlin die „Säkulare Flüchtlingshilfe Berlin e.V.“ gegründet. Wir arbeiten alle ehrenamtlich, aber es fallen externe Kosten an – wie Porto für Aussendungen, Raummieten für Infoveranstaltungen und die Bewirtung, Rechtsanwaltskosten, Fahrkarten für den Fernverkehr (Bus und Bahn)…
Wer die Arbeit dieser Säkularen Flüchtlingshilfe Berlin finanziell unterstützen möchte, kann dies über eine Spende realisieren. Die Gemeinnützigkeit ist vorhanden. (Kontoverbindung: Bank für Sozialwirtschaft AG Berlin – IBAN: DE13 1002 0500 0001 6044 00 – BIC: BFSWDE33BER) Danke.